Ruhe
vor dem Sturm
Ein herber Duft weht durch das Fenster, welches einen kleinen Spalt geöffnet
ist, herein. Die Sonne, die bereits sehr tief steht an diesen Tagen, durchdringt
die Augenlider.
Träge heben sich die Lider, noch schwer von den Träumen der Nacht.
Doch dieser so bekannte Geruch, der die Sinne reizt und die intensiven Strahlen
des Lichtes, die sich erbarmungslos ihren Weg in die dunkelsten Gänge
des Gehirnes bahnen. All dies erinnert an diese Ruhe vor dem Sturm.
Aufwachen, sich besinnen.
Draussen vor der Tür. Der Körper dehnt sich, streckt sich der Sonne
entgegen. Die klare Luft füllt die Lungen und durchströmt den Körper.
Die Sonne, kaum mag sie mehr zu wärmen und doch steckt sie gerade an
diesen Tagen so voller Kraft.
Die Füße bahnen sich ihren Weg durch das Laub, welches sich am
Boden sammelt. Feucht und schwer liegt es da.
Modergeruch liegt in der Luft. Jedoch kein Geruch des Sterbens sondern ein
Geruch, der neue Kraft und Energie verspricht.
Kahl recken die Bäume ihre Äste der Sonne entgegen. So, als gäben
sie ein heimliches Versprechen.
Hier und dort ist noch Vogelgezwitscher zu vernehmen. Leise, aber nicht klagend.
Alle wissen sie um die Ruhe vor dem Sturm. Einem Sturm der mit Gewalt über
die Lande zieht und sein Lied, sphärischen Klängen ähnlich,
erklingen lässt.
Winterstrahlen
Bedächtig und tief atmend wanderst du
bergauf über tief verschneite Hänge.
Die Nacht ist erhellt von tausenden Sternen über dir.
Der Mond schickt sein silbernes Licht auf deinen Weg.
Die Schneekristalle funkeln mit den Gestirnen um die Wette.
Mit jedem Schritt spürst du intensiver, wie lebendig du bist,
spürst du, wie deine Sinne sich öffnen.
Du verharrst einen langen Moment in all diesem Strahlen
öffnest die Arme, hebst deinen Kopf
und schickst dein Lächeln und all das empfundene Glück vom Berg
hinab in die Welt,
schickst deine Gedanken an all diese unbekannten Menschen unter dir im
Tal
und wünscht dir:
dass deine Gedanken und dein Strahlen sie wenigstens
für einen kurzen Moment streifen und Glück empfinden lassen.